Mittelstand digital - Die Digitalisierung des deutschen Mittelstands
Allgemeiner Status quo der Digitalisierung in Deutschland
Die Digitalisierung deutscher Unternehmen kommt voran. Der jährlich vom Bundeswirtschaftsministerium erhobene „Wirtschaftsindex digital“ zeigt, dass die Digitalisierung nicht nur in Großunternehmen an der Tagesordnung ist, sondern sich auch KMU vermehrt damit auseinandersetzen.
Trotzdem lässt der Status quo der Digitalisierung der deutschen Wirtschaft im Allgemeinen noch zu wünschen übrig. Nur knapp sieben Prozent der Unternehmen gelten nach den Kriterien des Wirtschaftsindex digital als sogenannte „digitale Vorreiter“ mit einem hohen Digitalisierungsgrad. Etwa ein Drittel der deutschen Firmen ist der Kategorie der „digital Fortgeschrittenen“ zuzurechnen. Ebenso ein Drittel befindet sich im „digitalen Mittelfeld“. Über ein Viertel der Unternehmen in Deutschland sind jedoch als „digitale Anfänger“ bzw. „digitale Nachzügler“ einzuordnen.
Anlass zur Sorge bereitet vor allem der Status quo der Digitalisierung in der Industrie. Während nur zwei Prozent aller Industrieunternehmen als „digitale Vorreiter“ zu bezeichnen sind, fallen 26 Prozent in die Kategorie „digitale Anfänger“ und zwölf Prozent in „digitale Nachzügler“. Die deutsche Industrie hat vor diesem Hintergrund in den kommenden Jahren viel in Sachen Digitalisierung aufzuholen.
Allgemeiner Status quo der Mittelstand Digitalisierung
Ein in den Medien weitverbreitetes Bild ist, dass der Mittelstand nicht digital ist. Dieses Vorurteil hält der aktuellen Datenlage jedoch nicht stand. In vielen Bereichen ist der deutsche Mittelstand digital – sogar in einem mit Großunternehmen vergleichbaren Maße. So nutzen inzwischen über 40 Prozent aller kleinen und mittleren Unternehmen Cloud Computing Services. Dieser Wert ist mit der Nutzungsrate von Großunternehmen vergleichbar. Auch bei der Nutzung des Internets der Dinge ist der Mittelstand digital wie Großunternehmen. Unabhängig von ihrer Größe nutzen rund 40 Prozent aller deutschen Unternehmen das Internet der Dinge. Lediglich beim Thema Big Data ist der Mittelstand nicht digital wie Großunternehmen. Nur acht Prozent der kleinen und 17 Prozent der mittleren Unternehmen nutzen derzeit Big Data Anwendungen.
Beispiele für die Mittelstand Digitalisierung
Im Zusammenhang mit der Digitalisierung in Unternehmen denken viele Menschen an Großprojekte wie Serverfarmen für Cloud-Dienstleistungen oder Forschungs- und Innovationslabore. Kein Wunder, wird die mediale Berichterstattung durch derartige schlagzeilenträchtige Projekte dominiert. Doch im unternehmerischen Alltag läuft die Mittelstand Digitalisierung häufig im Kleinen ab. Sie produziert in der Regel keine großen Schlagzeilen, ist in der Praxis jedoch oftmals wesentlich erfolgreicher als Digitalisierungsgroßprojekte.
Ein für die Mittelstand Digitalisierung typisches Projekt ist die Müllentsorgungs-App des Unternehmens EMZ Hanauer. Bei diesem Mittelstand-Digital-Projekt bekommen die Kunden von EMZ mittels einer App Zugriff auf ihre Müllcontainer. Die App ersetzt einen bislang eingesetzten elektronischen Schlüssel. Für die Kunden bringt der Wegfall der Hardware nicht nur einen Kostenvorteil, sondern auch zusätzliche Funktionen. So können sie beispielsweise bei Vandalismus oder Verschmutzungen der Müllcontainer direkt dem Entsorger ein Foto zukommen lassen. Für die Müllentsorgung bietet die App den Vorteil einer besseren Routenplanung.
Ein weiteres innovatives Projekt der Mittelstand Digitalisierung hat die auf Intralogistiksysteme spezialisierte Beumer Group auf den Weg gebracht. Um die Kommunikation mit Kunden zu vereinfachen und den Kundendienst zu verbessern, entwickelte das Unternehmen eine spezielle Videobrille, mit der Kunden den Kundendienst mit visueller Unterstützung kontaktieren können. Mithilfe der Videobrille können sich Kundendienstmitarbeiter von Beumer einen Eindruck von einem Problem vor Ort verschaffen, ohne vor Ort zu sein. Zudem können über die Brille Anweisungen eingespielt werden, sodass Kunden mit Unterstützung des Kundendienstes das Problem gegebenenfalls selbst lösen können. Sowohl für die Kunden als auch für den Beumer-Kundendienst eine große Vereinfachung der Kommunikationsprozesse.
Fazit
Das Thema Digitalisierung ist voll und ganz im Mittelstand angekommen. Die Exposition des deutschen Mittelstands im internationalen Wettbewerb macht es für KMU in so gut wie allen Branchen unumgänglich, sich mit dem Thema intensiv auseinanderzusetzen. Viele positive Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit zeigen, dass der deutsche Mittelstand digital ist bzw. große Anstrengungen unternimmt, schnellstmöglich digital zu werden. Auch die Politik hat die Bedeutung der Digitalisierung erkannt und unterstützt die Mittelstand Digitalisierung aktiv. Als Bremsklotz in puncto „Mittelstand digital“ erweist sich in der Praxis jedoch nicht selten die fehlende Digitalisierungskompetenz der Führungsetagen. Nur ein sehr geringer Prozentsatz der Geschäftsführer, Aufsichts- und Beiräte in mittelständischen Unternehmen bringt einen fachlichen Hintergrund in Bezug auf die Digitalisierung mit.
FAQ: Deine Fragen und Antworten zur Mittelstand Digitalisierung
Wie digital ist der Mittelstand?
Zur Frage, in welchem Ausmaß der Mittelstand digital ist, führen zahlreiche Wirtschaftsforschungsunternehmen und Unternehmensberatungen regelmäßige Umfragen und Studien durch. Eine der umfassendsten Studien zum Thema Mittelstand Digitalisierung ist das „Monitoring-Reporting Wirtschaft Digital“ des Bundeswirtschaftsministeriums. Daraus geht hervor, dass der deutsche Mittelstand zunehmend digital ist bzw. starke Anstrengungen im Bereich der Digitalisierung unternimmt. So liegt die Nutzungsrate bei Cloud Computing Services und beim Internet der Dinge bereits bei gut 40 Prozent. In anderen Bereichen, wie beispielsweise der Nutzung von Big Data oder Künstlicher Intelligenz, hinkt die Mittelstand Digitalisierung jedoch noch hinterher.
Warum ist die Digitalisierung im Mittelstand wichtig?
Der deutsche Mittelstand ist aufgrund seiner Exportorientierung generell einem starken internationalen Wettbewerb ausgesetzt. Vor diesem Hintergrund ist es von entscheidender Bedeutung, dass der Mittelstand digital wird, um seine Kosten wettbewerbsfähig zu halten. Des Weiteren genießt der deutsche Mittelstand weltweit einen ausgezeichneten Ruf für seine innovativen Produkte. Um auch in Zukunft innovativ zu bleiben, muss der Mittelstand digital werden und Themen wie Künstliche Intelligenz, Big Data und Smart Services vorantreiben. Und nicht zuletzt müssen mittelständische Unternehmen digital werden bzw. bleiben, um auch in Zukunft als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Wenn der Mittelstand nicht digital ist, wird er es zunehmend schwer haben, qualifizierte Arbeitskräfte für sich zu gewinnen.
Was sind gute Beispiele für Digitalisierung im Mittelstand?
Das Spektrum der Projekte zur Mittelstand Digitalisierung ist sehr groß. Die Bandbreite reicht von Apps für eine kostengünstigere Müllentsorgung und Wikis für einen besseren Wissenstransfer über Videobrillen für einen effizienteren Kundendienst und Cloud-Plattformen für schnellere Störungsmeldungen bis hin zu Trackingsystemen für Werkzeuge und Transportkisten. Allen Beispielen ist gemein, dass sie Unternehmen kundenfreundlicher, effizienter und wettbewerbsfähiger machen.
Autor: Yourfirm-Redaktion
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