Mittelstand 2023 - So entwickelt sich der Mittelstand in naher Zukunft
Nicht nur der Mittelstand, sondern die gesamte deutsche und weltweite Wirtschaft hat es derzeit schwer: Kaum schien der schlimmste Teil der Corona-Pandemie überwunden, brachte der Krieg in der Ukraine neue Herausforderungen mit sich. Trotzdem sehen die meisten kleinen und mittelgroßen Betriebe einigermaßen zuversichtlich in die Zukunft.
Auswirkungen der Corona-Krise auf den Mittelstand
Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Schließungen und Einschränkungen trafen viele Unternehmen im Mittelstand absolut unvorbereitet. Während die Umstellung auf digitale Prozesse und hybride oder Remote-Arbeitsformen zunächst eher holprig verlief, entwickelte sie schon bald ein gewaltiges Momentum: Viele Angestellte und Abteilungen lernten das Arbeiten im Homeoffice zu schätzen und behielten sie langfristig bei. Damit sind hybride Arbeitsmodelle endgültig auch in kleineren Unternehmen und Firmen angekommen – was sie als Arbeitgeber natürlich deutlich attraktiver macht.
Gleichzeitig half der Drang zur Digitalisierung vielen mittelständischen Unternehmen, endlich diesen wichtigen Schritt zu wagen. Dadurch konnten zahlreiche Firmen ihre Prozesse verbessern und langfristig auch Kosten einsparen. Die große, von vielen Ökonomen befürchtete, Pleitewelle blieb demnach aus. Viele kleine und mittelgroße Betriebe stehen auch nach der Pandemie noch gut da und haben kreative Lösungen gefunden, um mit äußeren Veränderungen umzugehen.
Wieder einmal konnte der deutsche Mittelstand beweisen, wie gut er sich an Krisen anpassen und gestärkt aus ihnen hervorgehen kann: Anfang 2022 hatten die meisten kleinen und mittelgroßen Unternehmen die schweren Auswirkungen der Corona-Pandemie bereits verdaut und waren wieder auf Erfolgskurs. Dieser positive Trend zeigt sich auch auf dem Arbeitsmarkt: Waren die meisten Unternehmen 2020 und 2021 eher zögerlich mit Neueinstellungen, erreichte die Bedeutung des Mittelstands als Arbeitgeber 2022 seinen Höchststand – er beschäftigt derzeit knapp 72 Prozent aller Erwerbstätigen.
Wie setzt der Ukraine-Konflikt mittelständischen Unternehmen zu?
Bereits in im Frühjahr 2022 erhöhten sich für viele mittelständische Unternehmen durch den Ukraine-Konflikt die Energiekosten. Im Jahresverlauf nahmen sie immer weiter zu und stellen damit mittlerweile eine große Belastung dar. Gerade im Verarbeitenden Gewerbe, wo viel Energie benötigt wird, macht sich das stark bemerkbar. Aber auch Dienstleister, Handel oder Bauunternehmen leiden unter dem Ausnahmezustand in der Energiekrise. Trotzdem sind im Herbst 2022 die meisten mittelständischen Unternehmen zuversichtlich, die Herausforderung erfolgreich bewältigen zu können, indem sie einen Teil der Kosten an die Kundschaft weitergeben, Energie einsparen und vermehrt auf erneuerbare Energien setzen.
In Verbindung mit den immer noch anhaltenden Einschränkungen durch das Corona-Virus kämpfen derzeit viele Branchen nach wie vor mit gestörten Lieferketten. Durch Engpässe und teilweise nicht lieferbare Ersatz- oder Bauteile haben Industrie und Handel immer häufiger Probleme bei der Einhaltung ihrer Termine. Außerdem müssen neue Aufträge häufig abgelehnt oder verschoben werden. Gleichzeitig tragen viele Faktoren dazu bei, dass Rohstoffe und Materialien zunehmend teurer werden.
Die steigenden und anhaltenden Belastungen machen sich in vielen mittelständischen Unternehmen langsam bemerkbar: Vor allem geplante Investitionen werden nun vielerorts verworfen oder zumindest erst einmal zurückgestellt. Die Inflation und steigende Zinsen machen teure Anschaffungen ebenfalls unattraktiv und belasten sie mit einem höheren Risiko. Ein Stellenabbau oder Schließungen und Insolvenzen sind derzeit aber noch nicht in Sicht.
Gewinner und Verlierer im Mittelstand
Die Corona-Pandemie setzte vor allem der Gastronomie, Hotellerie und dem Einzelhandel zu: Sie waren von den Einschränkungen und Lockdowns am stärksten betroffen und konnten sich bisher am schlechtesten erholen. Auch die Industrie musste zum Teil aufgrund zusammengebrochener Lieferketten viel wegstecken. Die meisten Bereiche kamen insgesamt jedoch gut zurecht.
Das sieht mit der jetzigen Energiekrise aufgrund des Ukraine-Konflikts allerdings anders aus: Sie trifft vor allem das verarbeitende Gewerbe und Industriebetriebe, weil diese einen hohen Energiebedarf haben. Dienstleister wie Gastronomie und Einzelhandel sind von ihr weniger betroffen. Sie kämpfen eher mit der sinkenden Konsumlust ihrer Kunden, die aufgrund der steigenden Preise natürlich auch sparen müssen.
Echte Gewinner gibt es unter diesen herausfordernden Bedingungen kaum. Allerdings sorgten und sorgen die widrigen Umstände dafür, dass Innovation belohnt wird: So konnten Restaurants mit alternativen Geschäftsmodellen und Lieferwegen ihre Umsätze während der Pandemie halten oder sogar steigern. Und auch Unternehmen, die mit effizienten Prozessen und Technologie Energie sparen, werden deutlich besser durch die derzeitige Krise kommen als ihre Mitbewerber.
Prognose für den Mittelstand 2023
Die wirtschaftliche und weltpolitische Lage ist derzeit so unsicher und angespannt wie schon lange nicht mehr. Dementsprechend vorsichtig agieren mittelständische Unternehmen derzeit. Diese allgemein zögerliche und gehemmte Einstellung dürfte sich auch 2023 fortsetzen – solange der Konflikt in der Ukraine nicht geklärt ist.
In jedem Fall ist der Mittelstand in den letzten Jahren digitaler geworden und damit im Rahmen von New Work auch flexibler. Dieser Trend wird sich 2023 voraussichtlich weiter verstärken: Unternehmen, die bisher keine Möglichkeit zum Homeoffice oder mobilen Arbeiten anbieten, werden bald nachziehen müssen – denn bei Jobsuchenden sind flexible Arbeitsmodelle äußerst gefragt. Wer hier mit seinen Angeboten nicht mithalten kann, wird schon bald keine neuen Angestellten mehr für offene Stellen finden.
Die Digitalisierung beschränkt sich dabei nicht nur auf unternehmensinterne Prozesse: Auch mit Geschäftskunden kommunizieren die meisten mittelständischen Unternehmen seit der Pandemie zunehmend digital – und hat diese Vorgehensweise aufgrund des gewaltigen Potenzials für Kosteneinsparungen beibehalten. Auch 2023 ist hier keine Trendwende in Sicht. Das gleiche gilt natürlich auch für den Verkauf an Privatkunden: Der Onlineumsatz wird seinen Aufwärtstrend weiter fortsetzen und digitale Vertriebswege kontinuierlich an Bedeutung gewinnen.
Noch stärker als bisher werden mittelständische Unternehmen 2023 außerdem auf das Thema Nachhaltigkeit setzen. Denn seit der Energiekrise wird nachhaltiges Wirtschaften und Energie sparen nicht mehr nur mit einem guten Image belohnt, sondern bringt außerdem jede Menge Geld ein. Politisch wird der Ausbau erneuerbarer Energien gerade massiv verstärkt. Unternehmen in diesem Bereich sind ohnehin bereits stark nachgefragt. Trotzdem wird sich hier noch zusätzliche Potenzial ergeben.
Zukünftige Trends im Mittelstand
Mit der zunehmenden Orientierung hin zum Online-Handel werden auch alteingesessene Unternehmen zukünftig in diesem Bereich investieren müssen. Dementsprechend wird wahrscheinlich der Bedarf an Fachkräften in den Bereichen E-Commerce und Online-Marketing zunehmen. Gleichzeitig wird weniger Personal im stationären Handel vor Ort benötigt.
Mit der zunehmenden Digitalisierung werden zukünftig auch die Themen Datensicherheit und Cybersecurity im Mittelstand eine wichtigere Rolle einnehmen. In diesem Bereich dürfte demnach bald ein hoher Bedarf an entsprechenden Fachkräften entstehen. ITler mit Qualifikationen im Bereich Digitalisierung und Cybersecurity haben schon bald gute Chancen, nicht nur in großen Konzernen, sondern auch im Mittelstand gefragt wie nie zu sein. Das Gleiche gilt für Data Scientists und verwandte Bereiche – denn der Trend zu Big-Data, künstlicher Intelligenz und entsprechender Analysen schwappt ebenfalls von den großen Konzernen zum Mittelstand über.
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Autor: Yourfirm-Redaktion
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