Growth Mindset Erklärung und 5 Tipps
Was ist ein Growth Mindset?
Grundlage für die Durchdringung des Begriffs ist ein Verständnis des englischen Wortes „mindset“. Dieses lässt sich auf Deutsch mit mehreren Begriffen übersetzen, wie zum Beispiel Einstellung, Haltung, Denkweise oder Lebensanschauung. In der Regel wird darunter die innere Haltung eines Menschen verstanden, die dessen Denken, Handeln und Fühlen beeinflusst. Das Mindset ist sozusagen ein Filter, durch den ein Mensch alles interpretiert, was er in seiner Umwelt wahrnimmt.
Inwiefern das Mindset eines Menschen genetisch determiniert ist oder durch die Erfahrungen seines Lebens geprägt wird, ist bislang noch nicht eindeutig wissenschaftlich erforscht. Viele Studien deuten jedoch darauf hin, dass die Lebenserfahrungen eines Menschen großen Einfluss auf dessen Mindset haben.
In der Wissenschaft werden bei Menschen zwei grundsätzlich verschiedene Typen von Mindset unterschieden: Das Growth Mindset und das Fixed Mindset. Wie bereits beim Begriff Mindset selbst, gibt es auch hier keine eindeutige Übersetzung ins Deutsche. Am zutreffendsten scheinen die Begriffe „statisches Selbstbild“ für „Fixed Mindset“ und „dynamisches Selbstbild“ für „Growth Mindset“.
Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Mindsets ist das Verhältnis zur eigenen Lern- und Entwicklungsfähigkeit. Menschen mit einem dynamischen Selbstbild sind der Überzeugung, dass alle ihre Fähigkeiten ausbaufähig sind. Sie glauben daran, sich in jedem Bereich weiterentwickeln und verbessern zu können, wenn sie sich nur genügend anstrengen. Menschen mit einem derartigen Selbstbild zeichnen sich grundsätzlich durch Wissbegierde aus. Sie erfahren gerne mehr über Dinge, die sie noch nicht kennen. Angst vor Fehlern haben sie kaum. Vielmehr sehen sie Fehler als Chance, sich weiterzuentwickeln.
Im Gegensatz dazu steht das Fixed Mindset. Menschen mit dieser Art von Einstellung sind der Überzeugung, dass Fähigkeiten weitgehend angeboren sind und sich kaum oder gar nicht durch Anstrengungen und Einsatz verbessern lassen. Personen mit einem statischen Selbstbild glauben somit, dass es vom angeborenen Talent und nicht vom persönlichen Willen abhängt, ob man etwas kann oder nicht. Im Unterschied zu Menschen mit einem dynamischen Selbstbild scheuen sie deshalb neue Herausforderungen und strengen sich in der Regel an, um eine positive Rückmeldung, beispielsweise in Form eines Lobs, zu erhalten. Fehler sehen Menschen mit einem Fixed Mindset als Bedrohung und persönliche Niederlage.Auf wen gehen die Mindsets zurück?
Die Forschungen zum Thema Mindsets gehen auf die US-amerikanische Psychologin Carol Dweck zurück. Dweck erforschte vor allem in Experimenten mit Schüler:innen unterschiedliche Mindsets und deren Auswirkungen auf persönlichen Erfolg und Misserfolg.
Auf Grundlage ihrer Forschungsergebnisse formulierte Carol Dweck die These, dass der generelle Erfolg eines Menschen im Leben, angefangen von der Schule über den Sport bis hin zum Arbeitsleben davon beeinflusst wird, über welche Art von Mindset er verfügt. Nicht nur Deine Fähigkeiten und Talente entscheiden in allen Bereichen des Lebens über Erfolg und Misserfolg, sondern in hohem Maße auch Dein Mindset. Es bestimmt in entscheidender Weise, wie Du mit Herausforderungen, Problemen und Rückschlägen umgehst.
Carol Dweck zeigte in ihren Arbeiten, dass sich Menschen mit einem dynamischen Selbstbild durch den Drang auszeichnen, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten ständig zu erweitern und Herausforderungen anzunehmen. Fehler sind für sie ein ganz normaler Teil des Entwicklungsprozesses. Ehrliches Feedback nehmen Menschen mit einem dynamischen Selbstbild als Wachstumschance auf und der Erfolg anderer Menschen ist für sie eine Inspiration. Im Gegensatz dazu konnte Dweck nachweisen, dass Menschen mit einem Fixed Mindset ihren Selbstwert daran messen, wie viele angeborene Fähigkeiten sie haben. Fehler verunsichern sie, da sie ihre Fähigkeiten in Frage stellen. Folglich scheuen Menschen mit einem statischen Selbstbild neue Herausforderungen. Durch den Erfolg anderer fühlen sie sich bedroht und vermeiden häufig die Kooperation mit anderen.
Was sind die Vorteile eines Growth Mindsets?
Die Welt wird immer komplexer. Noch dazu beschleunigt sich diese Komplexität von Jahr zu Jahr. Die bis heute in vielen Bildungseinrichtungen propagierte Wissenskultur scheint an ihrem Ende angelangt zu sein. Die meisten Fachbereiche haben heutzutage ein Komplexitätsniveau erreicht, das es unmöglich macht, alles über einen Bereich zu wissen.
Vielmehr scheint vor diesem Hintergrund der Kultur des Lernens die Zukunft zu gehören. Was Du nicht weißt, kannst Du Dir aneignen. Was neu hinzukommt, kannst Du erlernen. Alleine oder in Kooperation mit anderen Menschen.
Menschen mit einem dynamischen Selbstbild sind vor diesem Hintergrund viel besser auf die Realität und Zukunft vorbereitet. Sie wissen, dass sie nicht alles wissen, scheuen keine Herausforderungen und werfen bei Schwierigkeiten nicht gleich die Flinte ins Korn. Anstrengungen sehen sie als lohnenswert für die persönliche Weiterentwicklung an und sie zeichnen sich durch eine hohe Fehlertoleranz aus. Zudem lernen sie gerne von den Erfolgen anderer.
Dahingegen scheinen Menschen mit einem Fixed Mindset schlecht auf die Zukunft vorbereitet zu sein. Wer nicht bereit ist, Anstrengungen zu unternehmen, sich weiterzuentwickeln, wird es in einer sich ständig wandelnden und schneller drehenden Welt immer schwieriger haben. Personen, die Herausforderungen, Fehler und Kooperationen scheuen, werden in der Arbeitswelt der Zukunft kaum mehr einen Platz finden.
Fünf Tipps für das Erlernen eines Growth Mindsets
Konzentriere Dich auf Dich
Menschen mit einem Fixed Mindset machen häufig den Fehler, sich in ihren Fähigkeiten mit anderen Menschen zu messen. Der permanente Vergleich mit anderen fördert jedoch nur selten positive Gedanken zutage. Vielmehr hemmt er meist die eigene Entwicklung. Konzentriere Dich deshalb nur auf Dich selbst und arbeite an Dir, um Dich persönlich weiterzuentwickeln. Die Veränderung von allen anderen Dingen und Personen liegt nicht in Deiner Hand.
Scheue keine neuen Herausforderungen
Eine neue Sportart, eine Rede vor großem Publikum oder einer neuer Verantwortungsbereich im Job – das Leben hat ständig neue Herausforderungen parat. Auch wenn eine große Herausforderung erstmal mit einem flauen Magen verbunden ist, traue Dich, ins kalte Wasser zu springen. Nur so kannst Du feststellen, ob Du die Herausforderung gemeistert hast und ob Sie Dir möglicherweise sogar Spaß gemacht hat. Nur über neue Herausforderungen wird es Dir gelingen, Deine persönlichen Grenzen zu verschieben.
Akzeptiere Fehler und Rückschläge
Fehler und Rückschläge sind ein ganz normaler Bestandteil des Lebens. Nobody is perfect und nur wer nichts tut, kann auch nichts falsch machen. Scheitern ist keineswegs ein persönlicher Makel. Ganz im Gegenteil. Aus den Gründen für Dein Scheitern kannst Du die wertvollsten Lehren für Dein Leben ziehen. Analysiere Fehler und Rückschläge deshalb ganz nüchtern und nutze sie, um Dich zukünftig zu verbessern.
Sei ausdauernd und beharrlich
Die Transformation eines Fixed Mindsets in ein Growth Mindest ist keine Sachen von Tagen und Wochen. Bei den meisten Menschen dauert es Jahre, um eine Veränderung der persönlichen Grundhaltung zu erreichen. Sei deshalb ausdauernd und beharrlich. Setze Dir keine unrealistisch hohen Ziele. Die offene und positive Grundeinstellung eines dynamischen Selbstbildes kannst Du Dir nur Schritt für Schritt aneignen.
Finde Vorbilder
Vielen Menschen fällt es schwer, sich dauerhaft für die Änderung Ihrer Grundhaltung in ein dynamisches Selbstbild zu motivieren. Es ist deshalb sinnvoll, Dir Persönlichkeiten zum Vorbild zu nehmen, deren Geschichten zeigen, dass man mit der richtigen Einstellung nahezu alles im Leben schaffen kann. Lasse Dich von den Lebensgeschichten von Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur, Wirtschaft und Politik oder Sport und Wissenschaft inspirieren und motivieren.
Wie unterstützt Dich ein Growth Mindset in der beruflichen Entwicklung?
Ein dynamisches Selbstbild kann Dich auf vielfältige Weise in Deiner beruflichen Entwicklung unterstützen. Der vielleicht wichtigste Unterstützungsaspekt eines dynamischen Selbstbildes ist es, Dir Mut zu machen. Der Mut, neue Herausforderungen anzugehen, ist eine der wichtigsten beruflichen Qualitäten in der heutigen Arbeitswelt. Wer Angst vor neuen Aufgaben und den damit verbundenen Fehlern hat, wird es in keinem Job langfristig zu etwas bringen.
Vor allem für Führungskräfte ist ein dynamisches Selbstbild ein wichtiges Erfolgskriterium. Menschen mit solch einem Selbstbild fällt es viel leichter, ein Vorbild für andere zu sein. Sie scheuen sich nicht, Wissen an andere weiterzugeben und auch von anderen zu lernen. Zudem haben sie ein offenes Ohr für ihre Mitarbeiter und keine Angst, ihre eigenen Denk- und Verhaltensweisen zu hinterfragen. Feedback sehen sie als Chance, sich selbst und andere gezielt weiterzuentwickeln.
Und nicht zuletzt kann Dich ein dynamisches Selbstbild dabei unterstützen, eine Fehlerkultur zu entwickeln. Die Binsenweisheit „Aus Fehlern lernt man“ ist im Wirtschaftsleben in vielen Bereichen immer noch ein Tabu. Fehler werden in vielen Unternehmen nicht als Anlass für Verbesserungen genommen, sondern sanktioniert und bestraft. Ein völlig falscher Ansatz, haben doch viele Studien bereits gezeigt, dass eine positive Fehlerkultur in Unternehmen zu mehr Eigeninitiative und zu mehr Innovationen führt.
FAQ - Häufig gestellte Fragen
Das Mindset ist wichtig, weil es den generellen Erfolg im Leben eines Menschen beeinflusst, nicht nur im Arbeitsleben, sondern auch in der Schule und im Sport.
Menschen mit einem dynamischen Selbstbild vereint der Glaube an ihre eigene Lern- und Entwicklungsfähigkeit. Sie sehen ihre Fähigkeiten nicht als abschließend begrenzt an, sondern sind davon überzeugt, sich über persönliche Initiative permanent weiterentwickeln und verbessern zu können.
Ein dynamisches Selbstbild lässt sich nicht über Nacht aneignen. Es gibt zahlreiche Tipps für das Erlenen eines dynamischen Selbstbildes, wie zum Bespiel die Konzentration auf sich selbst, Ausdauer und Beharrlichkeit sowie die Akzeptanz von Fehlern.