Gehaltsverhandlungen in KMU: So verhandelst Du richtig im Mittelstand
Inhaltsverzeichnis
- Gehaltsverhandlung: Darf’s ein bisschen mehr sein?
- Gehaltsverhandlungen in KMU – Das solltest Du wissen
- Gehaltsvorstellung: So ermittelst Du Deinen Wert für Unternehmen?
- Gut vorbereitet in die Gehaltsverhandlung
- Die wichtigsten Dos & Don’ts für Deine nächste Gehaltsverhandlung
- FAQ: Deine Fragen – unsere Antworten
1. Gehaltsverhandlung: Darf’s ein bisschen mehr sein?
In einer Gehaltsverhandlung sprechen Arbeitgeber und Arbeitnehmer:innen über die Vergütung für eine Stelle und einigen sich im besten Fall auf ein Jahresgehalt. Wie und wann ein solches Gespräch stattfindet, unterscheidet sich je nach Unternehmen: In einigen Firmen ist es zum Beispiel üblich, beim Jahresgespräch auch immer über das Gehalt zu reden. In anderen Betrieben kommt es nur dann zu einer Gehaltsverhandlung, wenn Angestellte explizit darum bitten.
Typische Abstände für Gehaltsverhandlungen sind, wenn diese nicht jährlich stattfinden, zwischen 18 und 24 Monaten. In einem solchen Zeitraum entwickelst Du Dich innerhalb eines Unternehmens oft weiter. Die zusätzlichen Aufgaben und neuen Fähigkeiten können dann mit einer Gehaltserhöhung belohnt werden. Außerdem findet natürlich direkt beim Neueinstieg, bei einer Übernahme nach der Ausbildung oder einem dualen Studium sowie bei einer Stundenerhöhung oder -kürzung eine Gehaltsverhandlung statt.
2. Gehaltsverhandlungen in KMU – Das solltest Du wissen
Auch wenn sie Gehaltsverhandlungen in KMU und großen Konzernen nicht grundlegend unterscheiden, gibt es im Mittelstand durchaus Besonderheiten:
- Flache Hierarchien: In KMU gibt es weniger Management-Ebenen und Führungskräfte. Das führt im besten Fall dazu, dass Du direkt mit Deinem Vorgesetzten, der auch das Budget genehmigt, über Deine Gehaltserhöhung verhandelst.
- Weniger Gehaltsvorgaben: Während es in Konzernen häufig festgelegte Gehälter für jede Position gibt, ist das im Mittelstand deutlich seltener der Fall. Hier hängt Dein Gehalt daher noch stärker von Deinem persönlichen Verhandlungsgeschick ab.
- Mehr kreativer Spielraum: In Gehaltsverhandlungen gibt es viele Alternativen zur klassischen Gehaltserhöhung. Die Stunden zu reduzieren, mehr Tage ins Homeoffice zu gehen oder ein kostenloses Jobticket lassen sich in KMU oft leichter realisieren als in den strengen Konzernstrukturen.
3. Gehaltsvorstellung: So ermittelst Du Deinen Wert für Unternehmen
Egal, ob es um eine Gehaltsverhandlung bei einem neuen Arbeitgeber oder um eine Gehaltserhöhung bei Deiner bestehenden Stelle geht: Am wichtigsten ist es immer, den eigenen Marktwert zu kennen. Diesen ermittelst Du, indem Du Dir zum Beispiel ähnliche ausgeschriebene Stellen und die dazugehörigen Gehälter auf Yourfirm.de oder Kununu anschaust. Beachte dabei vor allem folgende Faktoren, die große Auswirkungen auf Deinen Marktwert, und damit Deine Gehaltsvorstellung, haben:
- Standort
- Abschluss und Ausbildung
- Berufserfahrung
- Fortbildungen, Lizenzen und Zertifikate
- Führungsverantwortung
Aus Deinem Marktwert und Deinem derzeitigen Gehalt kannst Du in etwa eine Gehaltsvorstellung ableiten. Gerade bei einer Gehaltserhöhung in einem bereits bestehenden Arbeitsverhältnis stellen sich viele Arbeitgeber allerdings bei zu hohen Steigerungen quer – auch wenn Dein Marktwert eigentlich höher läge. Wenn Du mit einem zu niedrigen Gehalt einsteigst oder Dich lange Zeit nicht um eine Gehaltserhöhung gekümmert hast, wird es deswegen oft schwer, Dein Gehalt danach angemessen anzupassen. Übliche Ergebnisse bei Gehaltsverhandlungen sind:
- Regelmäßige Gehaltsverhandlungen: + 3 bis 5 Prozent
- Mehr Verantwortung und neue Aufgaben: + 5 bis 7 Prozent
- Beförderung: + 10 bis 15 Prozent
4. Gut vorbereitet in die Gehaltsverhandlung
- Weitere Projekte, Kund:innen und Aufgaben, die Du seit Deiner letzten Gehaltsverhandlung übernommen hast und die eine höhere Entlohnung rechtfertigen
- Erfolgreich abgeschlossene Projekte
- Neu von Dir angeworbene Kund:innen oder in die Wege geleitete Aufträge
- Allgemeine Umsatz- oder Effizienzsteigerungen, die das Unternehmen Dir verdankt
- Gute Umsatz- und Verkaufszahlen sowie Werte bei der Kundenzufriedenheit
Insgesamt gilt es, herauszustellen, dass das Unternehmen von Dir und Deiner Leistung profitiert und Du deswegen mehr Gehalt wert bist. Dabei muss eine Gehaltsanpassung nicht zwangsläufig mehr Geld bedeuten: Auch eine Reduzierung Deiner Wochenarbeitsstunden bei gleichem Gehalt, Bonuszahlungen oder Vergünstigungen wie ein Jobticket oder Tankgutscheine können eine gute Lösung sein, von der beide Seiten profitieren.
5. Die wichtigsten Dos & Don’ts für Deine nächste Gehaltsverhandlung
Eine informierte Gehaltsvorstellung und eine gute Vorbereitung gehören zu den wichtigsten Punkten, die Dir eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung ermöglichen. Wenn Du Dich sehr unsicher fühlst, kannst Du die Gehaltsverhandlung mit einem Freund oder einer Freundin vorher proben. So kannst Du sicher sein, dass Du Deine Argumente im passenden Moment parat hast.
- Auch ein gutes Timing kann Deine Chancen auf eine Gehaltserhöhung steigern: Der beste Zeitpunkt für eine Gehaltsverhandlung ist direkt, nachdem Du ein wichtiges Projekt erfolgreich abgeschlossen hast. Einige Vorgehensweisen, die Du auf jeden Fall vermeiden solltest, sind hingegen:
- Nicht nach einer Gehaltsverhandlung fragen: Der schlimmste Fehler überhaupt, denn nur die wenigsten Vorgesetzten werden von sich aus mit mehr Lohn auf Dich zukommen.
- Mit privaten Problemen oder Engpässen argumentieren: Deine Leistung sorgt dafür, dass Du mehr Gehalt verdienst, der Rest sollte außen vor bleiben.
- Als Bittsteller vorsprechen: Auch, wenn die Hierarchie in der Regel eine andere ist – bei einer Gehaltsverhandlung solltest Du nicht als Bittsteller auftreten, sondern mit den Vorgesetzten auf Augenhöhe argumentieren. Das stärkt Deine Position.
- Vergleiche mit Kolleg:innen: Zu argumentieren, dass Du seltener krank warst oder mehr leistest als Deine Kolleg:innen ist in den meisten Fällen wenig zielführend und zeugt nur von schlechtem Teamgeist.
- Mit Weggang drohen: Gut möglich, dass Du in einem anderen Unternehmen mehr verdienen könntest. Mit einer Kündigung solltest Du allerdings nur dann drohen, wenn das für Dich auch wirklich eine Alternative wäre.
- Zu schnell einknicken: Wahrscheinlich wird Dein Chef oder Deine Chefin nicht sofort auf Deine Forderung eingehen. Dann heißt es ruhig argumentieren und nicht sofort zurückrudern – sonst gehst Du ohne Lohnerhöhung aus der Gehaltsverhandlung heraus.