Einzelhandelskaufmann für Schausteller (m/w/d)
In den warmen Monaten des Jahres gastieren oft der Zirkus oder der Rummel in der Stadt – und erfreuen sich großer Beliebtheit. Doch wie bestreiten die fahrenden Schausteller eigentlich im Winter ihren Lebensunterhalt? Wer in diesem Gewerbe tätig ist, hat nunmehr die Möglichkeit, eine echte Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann abzuschließen – und in diesem Beruf auch tatsächlich zu arbeiten. Das Konzept gilt als relativ neu, hat das Versuchsstadium indes schon weitgehend hinter sich gelassen. Die Nachfrage der Schausteller in diesem Bereich ist durchaus groß. Leider bieten noch nicht alle Städte und Landkreise eine derartige Fortbildung an.
Key Facts Einzelhandelskaufmann für Schausteller
- Tätigkeitsbereich: Einerseits geregelte Arbeit in den fahrenden Schaustellerbetrieben, andererseits Möglichkeit zum Wechsel in einen Handelsberuf
- Ausbildung: zweijährige Ausbildung
- Gehalt: ab etwa 2.000 Euro im Monat
- Zukunftsaussichten: Gut, da die Zusatzausbildung vielen Schaustellern die Chance eröffnet, sich eine zweite berufliche Existenz zu errichten
Aufgaben eines Schaustellers im Einzelhandel
Der Begriff ist vermutlich irreführend. Denn bei diesem Berufsbild handelt es sich nicht um einen Einzelhandelskaufmann, der Dinge zum Erwerb anbietet, die für einen Schausteller nützlich sein können. Vielmehr handelt es sich hierbei um Schausteller, die sich zum Kaufmann im Einzelhandel ausbilden lassen möchten. Denn immer wieder scheitern private und berufliche Existenzen im Schaustellergewerbe an den schlechten finanziellen Verhältnissen. Mancher Zirkus- und Rummelbetreiber verdient innerhalb der rund neunmonatigen Saison gerade einmal das nötige Geld, um seine Angestellten und etwaige Tiere über das Jahr hinweg bezahlen zu können. Für größere Sprünge bleiben kaum Ersparnisse übrig. Ein Umstand, der sich nun durch die Ausbildung ändern soll.
Zur finanziellen Sicherheit der Schausteller bieten immer mehr Bundesländer eine Ausbildung im Bereich des Einzelhandels an. Damit soll sichergestellt werden, dass die Angestellten der fahrenden Betriebe zumindest in den Herbst- und Wintermonaten – somit also außerhalb der eigentlichen Saison – nicht arbeitslos bleiben müssen. Vielmehr können sie die Fähigkeit erwerben, im Einzelhandel zumindest zeitweise zu agieren. Hier gehen sie einem geregelten Lohnerwerb nach, der sich später einmal auch auf die Rentenansprüche positiv auswirken dürfte. Ebenso sind die Schausteller in der Zeit ihrer Tätigkeit im Einzelhandel sozialversichert, müssen bei Krankheiten und Arbeitsausfällen also nicht auf die eigenen Ersparnisse zurückgreifen.
Inhaltlich lehnt sich das Angebot an die herkömmliche Ausbildung im Einzelhandel an. Heißt, dass die Schausteller in die Lage gebracht werden sollen, sämtliche im Bereich des Einzelhandels anfallenden Aufgaben zu erledigen. Der Einkauf von Waren, das Organisieren des Geschäftes, die Beratung der Kunden oder das Abführen der Steuern sei hier nur beispielhaft erwähnt. Mit dieser Ausbildung werden die Schausteller einem Einzelhandelskaufmann also gleichgestellt. Noch handelt es sich hierbei jedoch um ein Pilotprojekt. Ob sich die fahrenden Künstler in den kommenden Jahren ebenso in anderen Berufen versuchen dürfen, ist gegenwärtig ungewiss. Dennoch ein Weg, auch Schausteller finanziell besser abzusichern.
Welche Ausbildung braucht ein Schausteller als Einzelhandelskaufmann?
Schausteller, die eine Zusatzausbildung im Einzelhandel erwägen, müssen mindestens 19 Jahre alt sein. Mehr noch, sie sollen bereits seit wenigstens 4,5 Jahren in ihrem Gewerbe gearbeitet haben. Da insbesondere Zirkus- und Rummelmitarbeiter das fahrende Geschäft ihrer Familien mitbetreiben, finden viele von ihnen schon im Kindes- oder Jugendalter den Einstieg in diesen Job. Die Mindestvoraussetzungen für die Ausbildung sollten daher üblicherweise keine allzu hohe Hürde darstellen. Zudem muss ein Hauptschulabschluss nachgewiesen werden können. Bessere Qualifikationen sind natürlich gerne gesehen. Ebenso werden sämtliche Schulungsmaßnahmen positiv gewertet, die bereits innerhalb des schaustellenden Betriebes absolviert wurden oder die eine Spezialisierung auf einen bestimmten Arbeitsbereich erkennen lassen.
Die Ausbildung im Einzelhandel umfasst eine Dauer von zwei Jahren. Die Schulung findet aber lediglich außerhalb der Saison der Zirkus- und Rummelbetriebe statt. Je nach Landkreis handelt es sich hierbei also um vier bis sechs Monate. Nahezu immer wird die Lehre von November bis Februar durchgeführt. In einigen wenigen Städten darüber hinaus sogar im Oktober und im März. Im Anschluss muss der Kandidat die üblichen Prüfungen ablegen und bestehen, die auch die herkömmliche Ausbildung im Einzelhandel beenden. Im Regelfall wird es sich dabei also um einen theoretischen und um einen praktischen Nachweis des erworbenen Wissens handeln.
Lediglich die Inhalte und die Strukturierung der Ausbildung können zwischen den Bundesländern variieren. Angestrebt wird dabei das Ziel, dass die Lehrlinge einerseits Präsenzphasen in der Berufsschule oder an einem Berufskolleg absolvieren müssen. Andererseits dürfen sie einen Teil des Unterrichts daheim durchlaufen – Aufgaben und Hilfestellungen bieten Lehrer per Mail sowie über Chats, Videotutorials und das Handy an. Denn es lässt sich nicht leugnen, dass viele Mitarbeiter der fahrenden Betriebe auch außerhalb der Saison in ihre Arbeit eingespannt sind. Geräte müssen gewartet, Tiere gefüttert, Eventkalender für das neue Jahr entworfen werden. Diesem Umstand wird Rechnung getragen, indem der Unterricht auch außerhalb der Schule ermöglicht werden soll.
Wo sind Schausteller als Einzelhandelskaufleute tätig?
Schließt der Lehrling seine Ausbildung ab, stehen ihm prinzipiell zwei berufliche Optionen offen. Einerseits kann er in seinem Gewerbe arbeiten, andererseits sind Tätigkeiten in allen Geschäften des Einzelhandels möglich. Realistisch wird er dabei vom Frühling bis in den Herbst hinein als Schausteller eines Zirkus- oder Rummelbetriebes agieren, um im Winter hinter der Ladentheke die Kunden zu beraten. Auch eine Spezialisierung auf einen bestimmten Verkaufsbereich ist vorstellbar.
Was verdient ein Schausteller im Einzelhandel?
Die Ausbildung wird als zusätzliche Absicherung angesehen. Allzu große Verdienstmöglichkeiten sollten hier also nicht erwartet werden. Wie der Lohnzettel letztlich ausfällt, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Die Tarife im Einzelhandel unterscheiden sich zwischen den Bundesländern. Ebenso muss die reine Arbeitszeit des Schaustellers in seinem Geschäft betrachtet werden. Ein Monatsgehalt von 2.000 Euro sollte dennoch in jedem Falle erworben werden können.
Weiterführende Informationen:
Zukunftsaussichten für Schausteller im Einzelhandel
Sowohl das schaustellende Gewerbe als auch der Einzelhandel blicken für sich genommen einer sehr sicheren Zukunft entgegen. Die Zeit wird dennoch zeigen müssen, ob sich Mitarbeiter eines Zirkus- und Rummelbetriebes auch für Kundengespräche, Beratungen oder Warenverkäufe eignen. Immerhin handelt es sich hierbei noch immer um ein Versuchsprojekt – wenngleich alle Zeichen auf einen Erfolg deuten. Die Perspektive sieht daher gut aus.