Die 4-Tage-Woche: Das Arbeitsmodell der Zukunft?

Wenn es um New Work, die Frage, wie wir zukünftig arbeiten wollen und werden, geht, darf die 4-Tage-Woche auf gar keinen Fall fehlen. Aber was bedeutet die 4-Tage-Woche eigentlich genau und wie lässt sich das neue Arbeitszeitmodell umsetzen? Wir haben für Dich alle wichtigen Fakten zusammengetragen, damit Du auf dem neuesten Stand bist – vor für Dein nächstes Bewerbungsgespräch.

4-Tage-Woche vs. Vollzeit – das sind die Unterschiede

In Deutschland ist derzeit die 5-Tage-Woche Standard: Die meisten Arbeitnehmer:innen arbeiten von Montag bis Freitag jeweils acht Stunden am Tag und haben dann das Wochenende am Samstag und Sonntag frei. Im Einzelhandel und anderen Branchen, in denen auch samstags oder sogar sonntags gearbeitet wird, haben Angestellte dafür einen anderen Tag in der Woche frei. Auch für sie besteht damit eine Arbeitswoche in der Regel aus fünf Tagen. In einigen Branchen und Betrieben wird auch am Samstag regulär gearbeitet. Diese 6-Tage-Woche ist aber kaum noch verbreitet.

Bei der 4-Tage-Woche arbeitest Du, wie der Name bereits verrät, nur noch an vier Tagen in der Woche. Da das neue Arbeitszeitmodell noch am Anfang steht, gibt es bisher keine festen Regeln für die Verteilung der Arbeitstage. Du kannst zum Beispiel Dein Wochenende verlängern, indem Du immer freitags oder montags nicht arbeitest. Aber auch ein reguläres Wochenende mit einem zusätzlichen freien Tag unter der Woche ist möglich. Hier kommt es immer darauf an, auf welche Regelung Du Dich mit Deinem Arbeitgeber einigst.

Auch für die Stundenzahl einer 4-Tage-Woche gibt es unterschiedliche Ansätze: Arbeitnehmer:innen können entweder ihre reguläre Arbeitszeit auf vier Tage verteilen oder eine Teilzeitstelle mit 80 Prozent besetzen. Bei der zweiten Variante kann es allerdings sein, dass Du auch auf ein Fünftel Deines Gehalts verzichten musst. Das ist natürlich nicht für jeden möglich. Die Arbeitszeit bei gleichem Lohn zu reduzieren, bieten bisher nur die wenigsten Arbeitgeber an.

Welche Vorteile hat die 4-Tage-Woche?

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Es gibt eine ganze Reihe von Argumenten, die für eine Verkürzung der Arbeitswoche sprechen:

  • Bessere Work-Life-Balance: An einem zusätzlichen freien Tag lassen sich entspannt Besorgungen erledigen, Zeit mit Freunden und Familie verbringen oder einfach mal in Ruhe ausschlafen. Die Pause sorgt dafür, dass Dir die Arbeit mehr Freiräume lässt und nicht mehr Dein ganzes Leben bestimmt und strukturiert.
  • Mehr Freizeit: Durch den Wegfall eines ganzen Arbeitstages musst Du an diesem Tag nicht pendeln oder Deine Mittagspause auf der Arbeit verbringen. Selbst bei einem moderaten Arbeitsweg beschert Dir das schnell zwei zusätzliche Stunden pro Woche, die Du frei gestalten kannst.
  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Wenn beide Elternteile Vollzeit arbeiten, ist die Betreuung der Kinder oft schwierig. Mit einer 4-Tage-Woche bleibt mehr Zeit für die Familie, was allen Beteiligten zugutekommt.

  • Gesundheit: Durch den zusätzlichen Tag zur Erholung leiden Mitarbeiter:innen weniger unter Stress und haben ein geringeres Risiko, an einem Burnout zu erkranken. In Studien ging auch die Häufigkeit von Rückenschmerzen zurück.
  • Motivation und Arbeitsatmosphäre: Wer erholt und entspannt ist, ist meistens auch besser gelaunt. Dadurch entsteht eine positivere Arbeitsatmosphäre, die Angestellte motiviert und gerne zur Arbeit gehen lässt.
  • Produktivität: In den meisten Pilotprojekten blieb die Produktivität trotz 20 Prozent weniger Arbeitszeit gleich – oder stieg sogar an. Da die Angestellten ausgeruhter sind, arbeiten sie konzentrierter und können damit in weniger Zeit die gleiche Arbeit erledigen.
  • Weniger Fehltage: Als Ergebnis der 4-Tage-Woche waren Arbeitnehmer:innen in Großbritannien seltener krank. Außerdem können sie wichtige Termine wie Arztbesuche auf ihren zusätzlichen freien Tag legen. Auch das sorgt für eine höhere Produktivität.

Nicht jeder dieser Vorteile gilt uneingeschränkt: Eine höhere Produktivität durch die 4-Tage-Woche lässt sich zum Beispiel nicht in allen Branchen realisieren. In der Produktion, wo die Maschinen den Arbeitstakt vorgeben, lässt sich der verlorene Arbeitstag nicht wieder aufholen. Gleichzeitig kann hier die Fehlerquote steigen, wenn sich die tägliche Arbeitszeit durch den Umstieg auf die Vier-Tage-Woche verlängert. Deswegen gilt es immer, die Vor- gegen mögliche Nachteile abzuwägen.

Diese Herausforderungen birgt die 4-Tage-Woche

Für Unternehmen kann die 4-Tage-Woche eine Chance sein, um sich in Zeiten des Fachkräftemangels als attraktiver Arbeitgeber zu etablieren. Gleichzeitig müssen sie unter Umständen aber zusätzliches Personal finden, um die anfallende Arbeit ohne Überstunden erledigen zu können. Insbesondere in Branchen mit Schichtsystem, zum Beispiel der Pflege oder Produktion, kann das ein großes Problem sein. Das Modell der 4-Tage-Woche lässt sich also nicht überall ohne Weiteres umsetzen.

Auch für Beschäftigte kann zusätzlicher Stress am Arbeitsplatz ein Ergebnis der 4-Tage-Woche sein – vor allem, wenn sie in weniger Zeit die gleichen Aufgaben bewältigen müssen. Weil sich viele nicht leisten können, für weniger Arbeitszeit auf einen Teil ihres Gehalts zu verzichten, ist für sie die 4-Tage-Woche ohne gleichen Lohn leider keine Option.

Wo gibt es die 4-Tage-Woche bereits?

Island gilt als einer der Vorreiter in Sachen 4-Tage-Woche: Bereits 2015 startete in der Hauptstadt Reykjavik das erste Pilotprojekt, bei dem 66 Angestellte ihre Arbeitszeit reduzierten. Das Modell kam so gut an, dass gleich darauf ein zweiter Versuch startete. Bis 2020 nahmen insgesamt mehr als 2.500 Angestellte an dem Pilotprojekt zur 4-Tage-Woche teil – das ist mehr als ein Prozent aller isländischen Berufstätigen. Mittlerweile hat ein Großteil von ihnen einen Rechtsanspruch auf eine verminderte Arbeitszeit von 35 bis 36 Stunden – falls sie möchten auch als 4-Tage-Woche.

Die isländische Studie stieß weltweit auf großes Interesse. In Großbritannien und Neuseeland starteten ähnliche Pilotprojekte, um die Auswirkungen einer kürzeren Wochenarbeitszeit und der 4-Tage-Woche zu untersuchen. Als Ergebnis des Versuchs in Großbritannien wollten 56 der 61 teilnehmenden Unternehmen die 4-Tage-Woche beibehalten – und das, obwohl bei der Studie in Großbritannien bei weniger Arbeit nach wie vor das gleiche Gehalt gezahlt wurde. In Japan bot zum Beispiel der Softwarekonzern Microsoft seinen Mitarbeiter:innen an, künftig nur noch an vier Tagen zu arbeiten. In Spanien unterstützt die Regierung Unternehmen, die die wöchentliche Arbeitszeit um mindestens einen halben Tag reduzieren. In Belgien ist das Recht auf die 4-Tage-Woche seit Anfang 2022 gesetzlich verankert – allerdings nur bei gleichbleibender Wochenarbeitszeit.

Auch in Deutschland ist die 4-Tage-Woche auf dem Vormarsch. Das liegt einerseits daran, dass die Nachfrage groß ist: Drei von vier Deutschen befürworten die 4-Tage-Woche. Andererseits hat die IG Metall für die Metall- und Elektroindustrie bei den letzten Tarifverhandlungen eine 4-Tage-Woche auf freiwilliger Basis mit teilweisem Lohnausgleich durchgesetzt. Damit ist dieses Arbeitszeitmodell für viele Arbeitnehmer:innen erstmals greifbar. Im Mai 2023 gaben zuletzt etwa zwei Prozent der Beschäftigten an, bereits nur noch vier Tage in der Woche zu arbeiten.

4-Tage-Woche: So sieht es rechtlich in Deutschland aus

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In Deutschland ist die Vier-Tage-Woche bisher nicht explizit rechtlich geregelt. Ein entsprechendes Gesetz ist derzeit auch nicht geplant. Damit gilt die bereits vorhandene Gesetzgebung: Das Arbeitszeitgesetz beschränkt die Arbeitszeit an einem normalen Werktag auf acht Stunden. Diese kann jedoch auf zehn Stunden ausgeweitet werden, wenn innerhalb eines halben Jahres durchschnittlich nicht mehr als acht Stunden pro Werktag gearbeitet werden. Da als Werktag alle Tage von Montag bis Samstag gelten, egal, ob an diesen tatsächlich gearbeitet wurde oder nicht, wird diese Vorgabe bei einer 4-Tage-Woche mit einer täglichen Arbeitszeit von zehn Stunden erfüllt. Rein rechtlich ist gegen dieses Modell also nichts einzuwenden. Auch die Reduzierung der Arbeitszeit um 20 Prozent ist mit dem Recht auf Teilzeit gesetzlich geregelt.

Mitarbeiter:innen, die sich für eine Woche mit zehn Stunden pro Arbeitstag entscheiden, sollten aber beachten, dass sie dann keine Überstunden machen dürfen. Denn das würde gegen das Arbeitszeitgesetz verstoßen. Rein rechtlich dürfen sie aber an ihrem eigentlich freien Tag an ihren Arbeitsplatz kommen und Überstunden machen.

Mit der Umstellung auf die 4-Tage-Woche ändert sich außerdem Dein gesetzlicher Urlaubsanspruch. Dieser wird nämlich auf Basis der wöchentlichen Arbeitstage berechnet. Arbeitest Du nur noch vier Tage in der Woche, bekommst Du auch nur noch mindestens 16 Urlaubstage pro Jahr. Damit kannst Du Dir dann aber nach wie vor vier freie Wochen im Jahr gönnen.

4-Tage-Woche im Mittelstand – kann das funktionieren?

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Für viele Unternehmen sind die 4-Tage-Woche und andere flexible Arbeitszeitmodelle eine gute Möglichkeit, um in Zeiten des Fachkräftemangels die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter:innen zu steigern und neue Bewerber:innen anzulocken. Daher sind es bei weitem nicht nur größere Konzerne, die ihren Arbeitnehmer:innen flexible Arbeitszeiten mit nur vier Arbeitstagen in der Woche ermöglichen. Auch in kleineren Betrieben oder im Handwerk gibt es entsprechende Versuche für eine Verkürzung der Arbeitswoche.

Dabei experimentieren derzeit die meisten Unternehmen nur mit einem Modell der 4-Tage-Woche, bei dem die Arbeitszeit ohne Veränderungen am Lohn umverteilt wird. Du kannst also nicht einfach für das gleiche Gehalt einen Tag weniger arbeiten. Die Einführung der 4-Tage-Woche auch bei kleineren Arbeitgebern ist aber ein erster Schritt hin zu weniger Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich – schließlich wird der Fachkräftemangel die Konkurrenz um qualifizierte Arbeitskräfte in den nächsten Jahren nur verstärken.

Dann können Unternehmen punkten, die ihren Beschäftigten möglichst viel Freizeit, flexible Arbeitszeitmodelle und eine ausgeglichene Work-Life-Balance bieten.

Fazit: Wird die 4-Tage-Woche bald Standard?

Die Einführung oder zumindest eine Option auf eine 4-Tage-Woche wird in Zukunft auf jeden Fall häufiger werden. Gleichzeitig wird es aber immer Branchen geben, in denen die Nachteile dieser Aufteilung die Vorteile überwiegen. Trotzdem bestätigt das Interesse und die breite Zustimmung von Angestellten für die 4-Tage-Woche, dass flexiblere Arbeitszeitmodelle, mehr Freizeit und eine bessere Work-Life-Balance heute so wichtig wie noch nie sind. Da qualifizierte Fachkräfte zunehmend Mangelware sind, kommen Arbeitgeber nicht darum herum, sich dieser Nachfrage zu stellen und entsprechende Angebote zu machen – zum Beispiel durch die Einführung der 4-Tage-Woche bei gleichem Gehalt.

Autor: Yourfirm-Redaktion

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