Remote Leadership – So geht Führung aus der Ferne

Inhaltsverzeichnis

In vielen international agierenden Unternehmen ist Remote Leadership bereits länger ein Thema. Um sich die weltweit besten Talente zu sichern, rekrutieren diese Firmen überall dort, wo es möglich ist und bilden dezentrale virtuelle Teams. Durch die Corona-Pandemie, die Anordnung von Homeoffice und die Begeisterung vieler Angestellter für das Arbeiten von zu Hause, kommt das Thema Führung aus der Ferne nun auch in vielen mittelständischen Unternehmen an.

Mitarbeiterführung im Homeoffice – Was heißt das überhaupt?

Mitarbeiterführung im Homeoffice – im Fachjargon ‚Remote Leadership‘ – meint schlicht und einfach, dass Sie als Führungskraft Ihr Team nicht an einem Standort versammelt haben, sondern nur virtuell zusammenkommen können. Dabei müssen die einzelnen Mitglieder nicht zwangsläufig quer über den Globus verteilt sein. Es reicht schon, wenn sie sich in verschiedenen Städten befinden oder einzelne Angestellte von zuhause arbeiten. Die genaue Entfernung ist zweitrangig. Entscheidend für die Möglichkeiten und Herausforderungen in Sachen Mitarbeiterführung ist, dass Sie sich nicht physisch treffen können.

Diese Herausforderungen ergeben sich bei Remote Leadership

Die räumliche Distanz, die Remote Work mit sich bringt, stellt für Sie als Führungskraft sicherlich eine Herausforderung dar. Um Angestellte remote zu führen, müssen Sie daher Ihre Strategien überdenken und an die jeweiligen Gegebenheiten anpassen. Besonders schwierig gestalten sich aufgrund der räumlichen Distanz in der Regel folgende Aspekte der Mitarbeiterführung:

Kommunikation

Die Kontaktaufnahme durch einen kurzen Besuch im Büro entfällt. Telefonate und E-Mail sind wesentlich unpersönlicher und können das direkte Gespräch nur unzureichend ersetzen.

Zusammenarbeit

Die produktive Zusammenarbeit eines Teams setzt kontinuierliche Kommunikation voraus. Im Büro vor Ort geschieht das häufig ganz von allein. Remote müssen Sie als Führungskraft hingegen unter Umständen unterstützend eingreifen.

Soziale Aspekte und Teambuilding

Der Zusammenhalt im Team und das Wir-Gefühl müssen im Homeoffice oft besonders gefördert und gepflegt werden.

Leistungsevaluation und Performance Review

Vielen Führungskräften fällt es schwer, die Leistung und Performance ihrer Angestellten im Homeoffice realistisch einzuschätzen und zu bewerten.

Produktivität

Natürlich warten auf Arbeitnehmer:innen im Homeoffice jede Menge Ablenkungen. Als Führungskraft liegt es an Ihnen sicherzustellen, dass die Leistung Ihres Teams trotzdem stimmt.

Mitarbeitermotivation

Bisweilen lasten die Herausforderungen in Sachen Remote Work auch schwer auf den Schultern der Angestellten. Maßnahmen zur Förderung der Mitarbeitermotivation im Homeoffice sind deswegen unerlässlich.

Remote Leadership bringt auch Chancen mit sich

Natürlich bringt die Mitarbeiterführung aus der Ferne nicht nur Probleme, sondern auch Chancen mit sich. Vielen Führungskräften gelingt es remote besser, Mitarbeiter:innen und deren unterschiedlichen Vorlieben und Eigenschaften gerecht zu werden. Während sich vor Ort oft eher extrovertierte Angestellte in den Vordergrund drängen, fördert das Homeoffice die Chancengleichheit. Gleichzeitig sorgen Sie mit auf jeden Einzelnen zugeschnittenen Lösungen dafür, dass jedes Ihrer Talente sich bestmöglich entfalten kann und damit auch optimal zum Erfolg des Unternehmens beiträgt.

5 Tipps für erfolgreiches Remote Leadership im Homeoffice

Für jedes Problem gibt es eine passende Lösung. Die folgenden fünf Tipps helfen Ihnen, die oben angesprochenen Herausforderungen der Mitarbeiterführung im Homeoffice zu meistern. Dabei handelt es sich vorwiegend um grundlegende Strategien, die die passenden Strukturen und Voraussetzungen schaffen, um individuelle Probleme schnell zu erkennen und erfolgreich anzugehen.

Tipp 1: Strukturen und klare Regeln geben Orientierung

Vor Ort gibt es in einem Unternehmen klare Regeln und Strukturen, an die sich alle halten und die sowohl den Umgang miteinander als auch die allgemeine Unternehmenskultur festlegen. Einige davon, zum Beispiel die Arbeits- und Pausenzeiten, Aufgaben und Strukturen, sind im Arbeitsvertrag geregelt. Andere wie Dresscode, die Nutzung der Büroküche, allgemeine Umgangsformen und die genaue Aufgabenverteilung in einem Team entstehen im Laufe der Zeit durch Absprachen und Vereinbarungen. Neue Mitarbeiter:innen lernen vor allem die impliziten Regeln im direkten Kontakt und im Rahmen ihrer Einarbeitung.
Virtuellen Teams – vor allem, wenn diese erst jüngst entstanden sind – fehlt es oft an klaren Regeln. Angestellte, die vorher im Büro am Standort beschäftigt waren, setzen in den meisten Fällen automatisch die dortigen Strukturen auch im Homeoffice um. Kommen nun neue Mitglieder ins Team, wissen diese allerdings nichts von den ehemaligen impliziten Büroregeln. Das kann schnell zu Missverständnissen und Unmut führen. Indem Sie klare und unkomplizierte Strukturen und Regeln für Ihre Angestellten on remote schaffen, beugen Sie solchen Unstimmigkeiten effektiv vor.
Fragen, die sich viele remote Arbeitende stellen und die Sie auf jeden Fall im Rahmen Ihrer Mitarbeiterführung klar beantworten sollten, sind zum Beispiel:

• Gibt es feste Kernzeiten, zu denen ich arbeiten/erreichbar sein muss?

• Wie schnell müssen Anfragen von Kolleg:innen/Kund:innen/anderen Abteilungen beantwortet werden?

• Bei welchen Meetings herrscht Anwesenheitspflicht, bei welchen nicht?

• Muss ich beim Videochat meine Kamera anschalten?

• Gibt es einen Dresscode fürs Homeoffice? Wenn ja, wie sieht er aus?

• Welche Richtlinien gelten für die interne Kommunikation?

• Wie werden Konflikte geklärt?

Ein für alle Mitarbeiter:innen frei zugängliches Dokument mit den wichtigsten Regeln im Homeoffice dient allen – vor allem Neuzugängen – als Leitfaden und hilft, Missverständnisse zu vermeiden. Bedenken Sie, dass Sie als Führungskraft außerdem mit gutem Beispiel vorangehen und leben Sie Ihrem Team die zusammen festgelegten Richtlinien vor!

Tipp 2: Machen Sie die Mitarbeiterführung zu Ihrer obersten Priorität!

Vor allem junge und neu zusammengesetzte Teams haben am Anfang nur wenige gemeinsame Nenner. Einer der wichtigsten davon sind Sie als ihre Führungskraft. Während Teams vor Ort im Laufe der Zeit oft ihre eigenen Strukturen entwickeln, laufen beim Remote Leadership in der Regel dauerhaft alle Fäden bei Ihnen zusammen. Das führt dazu, dass die Mitarbeiterführung und Anleitung bei virtuellen Teams eine entscheidende Rolle spielen. Dementsprechend sollten Sie auch die Prioritäten in Ihrem eigenen Alltag setzen.

Tipp 3: Teammeetings sichern die Kommunikation und die Zusammenarbeit

Meetings und Videokonferenzen haben einen schlechten Ruf als unnötige Zeitfresser. Fest steht aber auch: Ohne kontinuierlichen Austausch kann die Arbeit im Team nicht funktionieren. Natürlich lassen sich Fragen und Zuständigkeiten auch per Mail, telefonisch oder im Chat klären. Virtuelle Meetings vereinen aber einige entscheidende Vorteile:

• Direkte Kommunikation ohne lange Wartezeiten auf Antworten einzelner Parteien

• Anwesenheit des gesamten Teams sorgt dafür, dass alle auf dem neuesten Stand sind

• Begegnung im Videochat stärkt Teambuilding und das Gemeinschaftsgefühl

• Förderung der Diskussionskultur und gemeinsamer Entscheidungen

• Hilft den Angestellten bei der Strukturierung ihres Arbeitsalltags

Wie häufig Sie virtuelle Teammeetings abhalten und wie lange diese dauern, hängt von den individuellen Bedürfnissen Ihres Teams ab. Je nach Branche und Projekt müssen Sie die Zusammenarbeit jeden Tag für eine ganze Stunde koordinieren oder es reichen zwei wöchentliche Meetings von 15 Minuten aus. Hier gibt es keine festen Vorgaben. Vielmehr sind auch hier gemeinsame Entscheidungen im Team die beste Variante. Als vorteilhaft hat es sich erwiesen, wenn die Besprechungen immer am gleichen Tag und zu einer festen Uhrzeit stattfinden. So schaffen Sie für Ihre Angestellten feste Strukturen, an denen diese sich orientieren können.

Tipp 4: Regelmäßige Mitarbeitergespräche sind ein Muss

Neben Teambesprechungen sind Mitarbeitergespräche unter vier Augen das zweite wichtige Standbein in Sachen Kommunikation bei der Mitarbeiterführung im Homeoffice. Im persönlichen Gespräch legen Sie beim Remoteführen individuelle Zielvorgaben fest, überprüfen deren Fortschritt und klären, inwiefern und in welcher Form Mitarbeiter:innen eventuell Ihre Unterstützung benötigen. Wichtig ist, dass diese Gespräche in regelmäßigen Abständen stattfinden. Dabei hat sich in den meisten Fällen ein ein- oder zweiwöchiger Rhythmus bewährt. Durch den persönlichen Austausch stellen Sie sicher, dass jeder und jede Angestellte sein oder ihr Potenzial voll entfalten und die bestmögliche Leistung erbringen kann. Gleichzeitig stärken Sie das Vertrauen und drücken Ihre Wertschätzung aus, indem Sie sich Zeit für jedes Mitglied Ihres Teams nehmen.

Tipp 5: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser – Ziele und Vorgaben im Homeoffice

Wenn Sie gerne jederzeit die volle Kontrolle über alle Ihre Mitarbeiter:innen, Teams und Projekte haben, müssen Sie jetzt ganz stark sein: Das ist bei virtuellen Teams schlicht und einfach nicht möglich – und führt in den meisten Fällen auch gar nicht zum Erfolg. Sie können sich zwar eine Illusion von Kontrolle schaffen, indem Sie verpflichtende Arbeits- und Anwesenheitszeiten festlegen und diese über Online-Logs kontrollieren. Ob Sie sich selbst und Ihren Angestellten mit dieser Art der Mitarbeiterführung Gefallen tun, bleibt aber offen. Tatsächlich beruht Remote Work in den meisten Fällen weniger auf starren Zeitvorgaben, sondern ist vielmehr ergebnisorientiert. Wen interessiert es, ob sich jemand eine besonders ausgedehnte Mittagspause gegönnt oder sich den Vormittag freigenommen hat, wenn alle Zielvorgaben fristgerecht erfüllt sind. Genau dieser Aspekt der freien Arbeits- und Zeiteinteilung ist es, den die meisten Arbeitnehmer:innen an Remote Work und Homeoffice schätzen. Machen Sie nicht den Fehler, dieses freie Arbeiten nach persönlichen Vorlieben einzuschränken, indem Sie remote zu führen mit einer Diktatur verwechseln! Ihre Mitarbeiter:innen werden es Ihnen danken.

Fazit: Remote Leadership ist einfacher, als Sie denken

Wenn Sie das erste Mal remote führen, können die ungewohnten Strukturen und die gefühlte Entfernung zu Ihrem Team eine echte Herausforderung sein. Lassen Sie sich davon nicht einschüchtern und denken Sie immer daran, dass der stetige Kontakt und die Kommunikation auf Augenhöhe, zwei der wichtigsten Instrumente in der Mitarbeiterführung, vollkommen unabhängig vom Arbeitsmodell zum Erfolg führen. Setzen Sie sich selbst und Ihre Mitarbeiter:innen nicht zu sehr unter Druck, sondern bedenken Sie, dass das Etablieren von neuen Strukturen immer etwas Zeit benötigt. Wenn Sie alles richtig gemacht haben, werden Sie am Ende aber reichlich belohnt. Indem Sie kompetent remote führen, steigern Sie die Zufriedenheit im Unternehmen und helfen, es auch in Zukunft zu einem attraktiven Arbeitgeber zu machen.

FAQ - Häufig gestellte Fragen

Was ist Remote Leadership?

Der englische Begriff der Remote Leadership steht für Mitarbeiterführung aus der Ferne. Sobald Sie als Führungskraft den Ihnen unterstellten Mitarbeiter:innen nicht persönlich, sondern nur virtuell begegnen, handelt es sich um Remote Leadership. Ob Sie dabei nur wenige Kilometer entfernt in ganz Deutschland oder sogar über den Globus verteilt sind, spielt dabei dank moderner Technologien am Ende keine Rolle.

Wie führe ich Mitarbeiter im Homeoffice?

Selbstorganisation und gute Skills in Sachen Kommunikation voraus. Hier sind Sie noch mehr als vor Ort der zentrale Ansprechpartner für alle Angestellten und müssen dafür sorgen, dass die einzelnen Mitglieder Ihres Teams effektiv zusammenarbeiten. Dafür helfen Sie sowohl dem Team als auch einzelnen Mitarbeiter:innen bei der Koordination und der Bewältigung von Herausforderungen, die dabei auftauchen.

Wie läuft die Kommunikation beim Remote Leadership?

Kommunikation und ein kontinuierlicher Austausch von Informationen gehören zu den wichtigsten Faktoren bei der Führung aus der Ferne. Als Führungskraft sorgen Sie dafür, dass Ihrem Team alle nötigen Ressourcen zur Verfügung stehen und diese auch effektiv genutzt werden. Neben Videochats und -meetings sowie E-Mail und Telefon haben sich auch virtuelle Büros und auf Projektmanagement und Instant-Messaging spezialisierte Online-Plattformen bewährt.

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