Was ist Recruitainment?
Wenn uns Spielen so viel Freude macht, warum nicht das Schöne mit dem Nützlichen verbinden? Das dachten sich vor ein paar Jahren auch ein paar Recruiter und erfanden das Recruitainment. So oder so ähnlich könnte es stattgefunden haben. Tatsächlich erschien der Begriff „Recruitainment“ jedoch erstmals 2001 im Rahmen eines Beitrags zum Thema Personalmarketing in der WELT. Recruitainment ist ein Kunstwort, das aus Recruiting und Entertainment zusammengesetzt wurde. Recruitainment bezeichnet dabei den Einsatz spielerisch-simulativer Elemente in Berufsorientierung, Employer Branding, Personalmarketing und Recruiting und unterstützt eine effiziente Personalgewinnung.
Einsatzmöglichkeiten des Recruitainments
Recruitainment wird in den Medien oft auch als „Bewerbung per Online-Game“ bezeichnet. Das schafft dem Thema und der Branche auf der einen Seite eine erhöhte Aufmerksamkeit, andererseits werden aber auch falsche Assoziationen erzeugt. Die Vorstellung, dass es sich bei Recruitainment um Spiele handelt, bei denen man „spielerisch“ Rückschlüsse auf die berufliche Eignung eines Kandidaten ziehen kann, um am Ende damit eine verlässliche Auswahlentscheidung zu begründen, steht auf wackeligen Beinen. Doch was ist Recruitainment dann?
· Assessment:
Bei der Vorauswahl von Bewerbern bringt Recruitainment einen wichtigen Nutzen. Spielerisch können so Kandidaten identifiziert werden, die für bestimmte Aufgaben besonders geeignet sind. So z. B. in der IT das Lösen von bestimmten Codes. So kann Recruitainment auch eine Alternative zum klassischen Vorstellungsgespräch sein.
· Unternehmenskultur:
Spiele können qualifizierten Nachwuchstalenten einen Einblick in den künftigen Arbeitsalltag bieten. Vorstellbar sind u. a. Rollenspiele, bei denen Kandidaten verschiedenen Tätigkeiten „ausprobieren“ können (z. B. Technik, Marketing, Buchhaltung). Eine interaktive Reise durch das Unternehmen und die Büros sind nur Beispiele für den vielfältigen Einsatz.
· Eignungstests:
Durch Recruitainment können die Fähigkeiten und Eignungen von Kandidaten spielerisch getestet werden. Gerade erst hat BMW ein System eingeführt, mit dem Fähigkeiten, Kenntnisse und Soft Skills von Kandidaten, die sich initiativ bewerben, in einer Art „Self-Assessment“ identifiziert werden können.
Einflussfaktoren des Recruitainments
· Gaming:
Wer schon mal das Vergnügen hatte, die Messe Gamescom in Köln zu besuchen, wird schnell gemerkt haben, dass sich hier ein neuer, ernsthafter Wirtschaftszweig etabliert hat. 2019 lag der Umsatz für Computer und Videospiele in Deutschland bei 3,88 Milliarden Euro. Laut einer GFK Untersuchung spielen in Deutschland gut 34 Millionen Personen regelmäßig Videospiele. Kurz gesagt: Games sind nicht nur ein starker Wirtschaftsfaktor, sondern ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft.
· Gamification:
Seit einigen Jahren ist „Gamification“ zu einem Trend in der Marketingkommunikation geworden. Gamification bezeichnet dabei den Einsatz von Game-Elementen in Nicht-Game Kontexten. Dabei werden Produkte, Anwendungen oder kommunikative Themen spielerisch aufgeladen, also „gamifiziert“. Ein Beispiel dafür ist, die Vermittlung von trockenen Lerninhalten. So spricht die Sprachlernsoftware Duolingo durch das Freischalten neuer Funktionen das Belohnungssystem an. Auch Farben und eine Lernkurve als Grafik steigern die Motivation.
· Generationenwandel:
Mehr und mehr erobern die Zielgruppen der Generation Y und Z den Markt und die Unternehmen und verändern damit die Art der Kommunikation und Umgang in der Gesellschaft. In Bezug auf Unternehmen fordert die junge Generation Transparenz und eine Kommunikation auf Augenhöhe. Dadurch gewinnen vor allem informativ-unterhaltsame Auswahlinstrumente mehr und mehr an Bedeutung, die den Trend zum Recruitainment weiter verstärken.
Vor- und Nachteile des Recruitainments
Gerade in Zeiten des wachsenden Fachkräftemangels und dem Kampf um die besten Talente, versuchen sich Arbeitgeber positiv von Wettbewerbern abzuheben. Dabei ist Recruitainment ein Weg, um mit Infotainment und Unterhaltung Kandidaten für sich zu gewinnen. Hinsichtlich der Tatsache, dass sich der Fachkräftemangel in den nächsten Jahren noch verstärken wird, sind Unternehmen gut beraten neue Wege zu gehen. „Post and Pray“ ist vorbei und auch die klassische Stellenanzeige erzielt oft nicht mehr die Ergebnisse vergangener Zeiten. Unternehmen investieren daher verstärkt in ihr Employer Branding und die Sichtbarkeit ihrer Arbeitgebermarke. Recruitainment ist dabei ein Baustein mit vielen Vorteilen:
· Mit Recruitainment präsentieren sich Unternehmen zielgruppennah, innovativ und modern
· Gute und spannende Recruitainment-Angebote, die von der Zielgruppe positiv aufgenommen werden, werden über Social Media Netzwerke geteilt. Die dadurch entstehende Reichweite zahlt direkt in die Sichtbarkeit der Arbeitgebermarke ein.
· Kandidaten kann „spielerisch“ die Unternehmenskultur nahegebracht werden
· Auch durch Offline-Spiele wie z. B. Escape Rooms, erhalten Recruiter wichtige Informationen über Kandidaten und können Rückschlüsse auf das Team- und Arbeitsverhalten ziehen.
So schön sich die Vorteile von Recruitainment lesen, so wichtig ist es auch, die Risiken einer Recruitainment-Strategie zu kennen. Damit Sie und Ihr Unternehmen Fehler vermeiden, zeigen wir Ihnen hier ein paar negative Effekte, die es zu vermeiden gilt:
· Recruitainment-Maßnahmen sollten immer auf die Zielgruppe abgestimmt sein. Sind sie das nicht, kann es passieren, dass diese an der Zielgruppe vorbeigeht und als unangemessen empfunden wird. Gerade Unternehmen mit einem hochseriösen Image könnten an Glaubwürdigkeit verlieren.
· Stößt die Recruitainment-Idee sogar auf Ablehnung, können negative virale Effekte wie „Shitstorm“ folgen.
· Eine gut durchdachte Recruitainment-Idee erfordert viele Ressourcen. Diese verpuffen aber, wenn die Maßnahme an der Zielgruppe vorbei geht.
· Ein weiterer negativer Punkt ist, dass Kandidaten durch den spielerischen Effekt die Ernsthaftigkeit z. B. eines Assessments vergessen und sich dadurch weniger anstrengen. Für Recruiter ist es daher wichtig, die Recruitainment-Idee auf Eignung und Durchführung zu prüfen.
Fazit
Lust auf Spiele liegt in der Natur von uns Menschen. Es macht vieles leichter, spannender und interessanter. Dinge, die bisher langweilig waren und wenig mit Spaß und Freude zu tun hatten, können jetzt zu neuem Leben erwachen. „Spielend lernen“ ist ein Begriff, der jetzt Realität geworden ist. Für den Personalmarkt kann Recruitainment eine erfrischende Richtung bekommen. Vor allem bei jungen Zielgruppen, die der Arbeitsmarkt hinsichtlich des Fachkräftemangels dringend benötigt, kann Recruitainment ein Weg in eine neue Recruiting-Zukunft sein. Brauchen Sie Unterstützung beim Recruiting? Kontaktieren Sie uns gerne.
Häufig gestellte Fragen:
Was ist Recruitainment?
Welche Vorteile hat Recruitainment?
Welche Einsatzmöglichkeiten gibt es für Recruitainment?
· Berufsorientierung für Kandidaten und Bewerber
· Stärkung der Employer Brand für Unternehmen und Recruiting
· Durch Recruitainment kann ein möglichst guter „match“ zwischen Unternehmen und Kandidaten erreicht werden
· Recruitainment kann in Self Assessments,
Berufsorientierungsspielen, Auswahlverfahren, Informations- und Lernangeboten
eingesetzt werden